- Olga
- Berdach
- Reiner
- Geburtsdatum: 1865-02-16
- Geburtsort: Wien
- www.google.at
- Sterbedatum: 1942-11-14
- Sterbeort: Theresienstadt
- maps.app.goo.gl
- Beruf: Haushalt
- Adresse/n:
- Kremsergasse 26, St. Pölten
- Schießstattgasse 38, St. Pölten
- Vater: Michael
- Mutter: Agnes
- Hirsch
- Ehepartner/in:
- Julius, Memorbuch
- Kind/er:
- NS-Schicksal: 29. Juni 1938 Umsiedlung nach Neutorgasse 15/7, Wien 1; am 14. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert
- abgemeldet am: 1938-06-29
- abgemeldet nach: Neutorgasse 15/7, Wien 1
- deportiert am: 1942-07-14
- deportiert nach: Theresienstadt
- Steine der Erinnerung:
Julius und Olga Berdach
„Danksagung. Wir fühlen uns auf diesem Wege verpflichtet, Herrn Dr. Julius Berdach für die langandauernde, aufopferungsvolle und unermüdliche Behandlung bei den schweren, komplizierten Krankheiten unserer Tochter Herma [...] unseren aufrichtigsten und herzlichsten Dank auszusprechen. Können daher Herrn Dr. Berdach jedermann wärmstens anempfehlen.“ Familie Gruber, Passauer Straße Nr. 69 (Anzeige in St. Pöltner Zeitung Nr. 51, 19. Dezember 1929, S. 22) Der überaus beliebte Arzt Dr. med. Julius Berdach kam am 11. November 1864 in Tyrnau (damals Ungarn, heute Trnava in der Slowakei) als Sohn von Adam Zadik und Julie (Jittel), geborene Szidon, zur Welt. Er hatte dreizehn Geschwister, die über die ganze Monarchie verstreut lebten. Am 23. Dezember 1891 promovierte er in Wien und trat unmittelbar danach als Arzt in die Armee ein. Kurz darauf heiratete er Olga Reiner, die am 17. Februar 1865 in Wien geborene Tochter von Dr. Michael Reiner und Agnes, geb. Hirsch. Ihre Tochter Michaela, vermutlich nach dem früh verstorbenen mütterlichen Großvater benannt, wurde am 17. Jänner 1893 in Wien geboren. Entsprechend den beruflichen Stationen des Vaters wechselte die Familie oft den Wohnsitz. Spätestens 1901 arbeitete Julius im untersteirischen Trifail (heute Trbovlje, Slowenien) in einem Krankenhaus der „Bundeslade“, einer selbstorganisierten Sozialversicherung der Bergarbeiter. Er veröffentlichte zahlreiche Artikel, vor allem zu seinem Spezialgebiet, der epidemischen Genickstarre (Meningismus), die insbesondere bei Kleinkindern und jungen Männern tödlich verlief, „welche unter ungünstigen Verhältnissen ihr Leben fristeten“ (Berdach in der Marburger Zeitung Nr. 47, 18. April 1905, S. 4). In Trifail kam am 26. April 1900 auch Sohn Hans Julius, genannt „Hanserl“ zur Welt, er starb zum großen Schmerz seiner Eltern im 7. Lebensjahr an Lungenentzündung und wurde gemeinsam mit seiner Großmutter Agnes Reiner am jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs, 4. Tor, begraben. Olga Berdach verlor also innerhalb von zwei Tagen, am 19. und am 21. Juli 1906, ihren Sohn und ihre Mutter. Im November 1915 erhielt Berdach eine „Auszeichnung um Verdienste in der militärischen Sanitätspflege“ für die Leitung des Militärspitals in Stockerau und die unentgeltliche Ausbildung von 65 Krankenschwestern für den Lazarett dienst an der Front. Ab Juli 1916 wurde er ins Kriegsspital St. Pölten versetzt und ließ sich nach Kriegsende schließlich in der Kremser Gasse 26 als Kassenarzt nieder. Bald richtete er in der Julius-Raab-Promenade/Schießstattpromenade 38 Wohnung und Ordination sowie eine Radium-Heilanstalt ein, deren Wirksamkeit gegen Arterienverkalkung und Rheumatismus er regelmäßig in der St. Pöltner Zeitung inserierte. Als prominenter Arzt war er auch mit Arthur Schnitzler bekannt und wird 1912 in dessen Tagebuch erwähnt. 1933 erhielt er den Titel Medizinalrat; im Begründungsschreiben der St. Pöltner Kreiskrankenkasse vom 24. Oktober 1933 wurde sein Einsatz in den Epidemien der Genick starre und des Typhus in Trifail und seine durch 15 Jahre unbezahlte Tätigkeit als Schularzt hervorgehoben. Besonders gelobt werden seine engagierte und immer höfliche Behandlung der Kassenpatienten und die Bereitschaft zu Noteinsätzen „zu jeder Tages wie Nachtzeit, trotz seinem vorgerückten Alter“. Für die Arbeiterkammer hielt Berdach zahlreiche Vorträge über seine ärztliche Laufbahn. Im Dezember 1933 und vermutlich auch in weiteren Jahren nahm er im Rahmen der „Winterhilfe“ von Bund und Stadt ein Kind für ein tägliches Mittagessen auf. Die Familie war also wohltätig, aber nicht religiös: Olga trat am Jahresanfang 1932 aus dem Judentum aus, Michaela 1934, Julius bezeichnete sich 1938 als „konfessionslos“, doch sie konvertierten nicht. Nur Enklin Agnes Daisy scheint in den Unterlagen als „römisch-katholisch“ auf. Noch im Juni 1936 hatten nichtjüdische Patienten Dr. Berdach in öffentlichen Anzeigen ihren „aufrichtigsten Dank“ für seine ausgezeichnete Behandlung ausgesprochen. Zwei Jahre später, am 11. Juli 1938, musste er, bereits nach Wien zwangsübersiedelt, das „Verzeichnis über das Vermögen von Juden“ ausfüllen. Neben 8.400 Reichsmark Bargeld und einigen Anleihen gab er an Wert gegenständen an: „Nicht mehr completes silbernes Essbesteck für 12 Personen, seit 40 Jahren in Gebrauch“ (Vermögensverzeichnis Nr. 8903, NÖLA, S. 3). Julius und Olga Berdach hatten sich mit ihrer Tochter und ihrer achtzehnjährigen Enkelin bereits am 29. Juni 1938 aus St. Pölten abgemeldet und waren nach Wien 1, Neutorgasse 15/7, gezogen. Zu diesem Zeitpunkt stand die Wohnung noch im Eigentum der Familie, denn Julius gab in seiner Vermögens erklärung Ausgaben für Miete, Strom und Telefon an. Am 14. Juli 1942 wurde das Ehepaar nach Theresienstadt deportiert. Die 78-jährige Olga erlag den schweren Lebensbedingungen bereits am 15. November 1942, die Todesursache wurde mit „Herzfehler“ angegeben. Julius folgte ihr am 16. März 1943.
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Julius and Olga Berdach with their daughter Michaela and granddaughter Agnes Daisy
“Expression of gratitude. We feel obliged to express our sincere and heartfelt gratitude in this form to Dr. Julius Berdach for his protracted, devotional, and tireless treatment of our daughter Herma’s serious and complicated illnesses. We therefore warmly recommend Dr. Berdach to all.” These cordial words were published by the grateful Gruber family, Passauer Straße Nr. 69, in the St. Pöltner Zeitung No. 51 on 19. 12. 1929 The extremely popular physician Dr. med. Julius Berdach was born in Tyrnau (then in Hungary, today Trnava in Slovakia) on 11 November 1864 to Adam Zadik and Julie (Jittel), née Szidon. He had thirteen siblings, who lived spread across the entire monarchy. On 23 December 1891, he completed his doctorate in Vienna and immediately enlisted in the army as a physician. Shortly there after, he married Olga Reiner, who was born in Vienna on 17 February 1865 to Dr. Michael Reiner and Agnes, née Hirsch. Julius’s and Olga’s daughter Micha ela, who was presumably named after her prematurely deceased maternal grandfather, was born in Vienna on 17 January 1893. Due to the father’s career, the family moved around a lot. At the latest by 1901, Julius was working in Trifail in Lower Styria (today Trbovlje in Slovenia) at a hospital of the “Bundeslade”, an autonomously run social insurance company for miners. He published numerous articles, mostly relating to his field of specialization, namely epidemic nuchal rigidity (mening ism), which was especially fatal to infants and young men “who lived under suboptimal conditions” (as Berdach wrote in the Marburger Zeitung No. 47, 18. 4. 1905, p. 4). Julius’s son Hans, known as “Hanserl”, was born in Trifail on 26 April 1900. To the great sorrow of his parents, he died of pneumonia at six years of age and was buried together with his grandmother Agnes Reiner in the Jewish section of Vienna’s Central Cemetery. Olga Berdach thus lost her son and her mother within two days of each other, on 19 and 21 July 1906. In November 1915, Berdach received an “accolade for services rendered in the military’s medical division” on account of his direction of the military hospital in Stockerau and the pro bono training he performed for 65 nurses, preparing them for field hospital work on the front. In July 1916, he was transferred to the military hospital in St. Pölten, where he finally settled after the end of the war as a general practitioner in Kremser Gasse 26. Soon thereafter, he establish ed an apartment and practice in Julius Raab Promenade/Schießstattpromenade 38, which included a radium treatment facility. He frequently advertised the effectiveness of radium treatment to combat arteriosclerosis and rheumatism in the St. Pöltner Zeitung. As a prominent doctor, he was also an acquaintance of Arthur Schnitzler, who mentioned him in his diary in 1912. In 1933, he was granted the title of “Medizinalrat” (an official honorary title). In its rationale dated 24 October 1933, the district medical insurance authority of St. Pölten emphasized his work to combat the epidemics of nuchal rigidity and typhus in Trifail as well as his unpaid work of fifteen years as a school physician. He was especially praised for his committed and unfailingly polite treatment of public health insurance patients and his readiness to take emergency calls “at any time of day or night, despite his advanced age”. Berdach held numerous lectures regarding his medical career at the Chamber of Labor. In December 1933, and presumably in the years that followed, too, he took in a child for lunch every day as part of the winter relief program of the federal and city governments. His family was charitable, but not religious: Olga quit the Jewish community in early 1932 and Julius defined himself as “irreligious” in 1938, but neither converted. As late as June 1936, nonJewish patients were publishing notices expressing their “sincerest gratitude” for Dr. Berdach’s excellent treatment. Two years later, on 11 July 1938, when he had already been forced to relocate to Vienna, he had to fill out a “register of Jewish property”. Aside from 8,400 Reichsmark in cash and a few bonds, he declared under valuables: “A no longer complete set of silver cutlery for 12 persons, in use for 40 years” (Vermögens verzeichnis Nr. 8903, NÖLA, p. 3). Julius and Olga Berdach had already unregis tered from St. Pölten together with their daughter and their 18yearold grand daughter on 29 June 1938 when they moved to Neutorgasse 15/7 in Vienna’s first district. At this point, the apartment would not yet have been a “collective apartment”, as Julius declared rent, electricity, and a telephone as expenses in his property register. On 14 July 1942, Julius and Olga were deported to The resienstadt. Olga succumbed to the difficult living conditions on 15 November 1942, at 78 years of age. The cause of death was cited as “heart failure”. Julius followed her on 16 March 1943."
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