- Richard
- Frischmann
- Geburtsdatum: 04.07.1900
- Geburtsort: Wilhelmsburg
- www.google.at
- Sterbedatum: 02.02.1940
- Sterbeort: La Paz, Bolivien
- Beruf: Kaufmann
- Adresse/n:
- Färbergasse 3, Wilhelmsburg
- Vater: Leopold
- neuer Friedhof
- Mutter: Klothilde
- Pulgram
- Memorbuch
- Ehepartner/in:
- Olga, Memorbuch
- Kind/er:
- Heinz, Memorbuch
- Grabstelle: de.findagrave.com
- NS-Schicksal: Vom 14. November 1938 bis 17. Jänner 1939 in Dachau interniert. Lebte nach seiner Freilassung in der Taborstraße 7/11, Wien 2, floh am 2. Dezember 1939 über Genua nach Bolivien, wo er verstarb.
- abgemeldet nach: Taborstraße 7/11, Wien 2
- Haft: 14.11.1938-17.01.1939 Dachau
- Steine der Erinnerung:
Richard Frischmann
„Am 18. Jänner 1939 kehrte ich von Dachau zurück und wurde mir bei der ordnungsmässigen Meldung bei der Gestapo eine Frist zu meiner Ausreise bis 15. Februar erteilt. Meine Freilassung aus Dachau erfolgte unter der Bedingung, dass ich statt den gesetzlichen 20 % Sühnebetrag einen solchen von 30 % er legen musste. Damit hatte ich meine Barmittel erschöpft, so dass mir zur Aus reise kein Geld zur Verfügung steht.“ (Richard Frischmann an die Vermögens verkehrsstelle Wien, 4. 2. 1939) Richard Frischmann, geboren am 4. Juli 1900 in Wilhelmsburg, führte mit seiner Mutter Clothilde und seinen Brüdern Arthur und Egon das Kaufhaus „Leopold Frischmann & Söhne“ in der Färbergasse 3. Seine Frau Olga, geb. Kohn, stammte aus Kaumberg, wo sie gemeinsam ein Haus mit vier Mietwohnungen, Scheune und Garten besaßen. Im Zuge der Novemberpogrome wurde Richard Frischmann verhaftet und war von 14. November 1938 bis zum 17. Jänner 1939 im Konzentrationslager Dachau interniert. Um seine von den NS-Behörden geforderte unmittelbare Ausreise zu finanzieren, suchte Richard am 4. Februar 1939 bei der Vermögensverkehrsstelle in Wien 1, Strauchgasse 1, um Genehmigung des Hausverkaufs in Kaumberg an. Er begründete den für seine Ausreise dringend notwendigen Verkauf mit der Tatsache, dass sein Kaufmannsgeschäft „vollständig liquidiert“ worden war und er seine letzten Barmittel für den Freikauf aus Dachau aufgewendet hatte. Käufer sollte das in unmittelbarer Nachbarschaft lebende Ehepaar Gustav und Maria Kühn sein. Der Kaufpreis lag 2.000 Reichsmark unter dem Schätzwert, wozu das Ehepaar Frischmann notgedrungen einwilligen musste. Als ihre Wohnadresse in Wilhelmsburg gaben Richard und Olga die Obere Hauptstraße 18 an, also das Haus von Philippine Deutsch, das erst im April 1941 zwangsversteigert wurde. Für die drei der fünf in der Shoah ermordeten Kinder von Philippine Deutsch, die ebenfalls an dieser Adresse lebten, wurde 2022 ein Stein der Erinnerung gesetzt. Kurz darauf mussten Richard und Olga Frischmann mit ihrem dreijährigen Sohn Heinz nach Wien 2, Taborstraße 7/11 zwangsübersiedeln. Dort besuchte Richard sechs Monate lang einen von der IKG Wien organisierten Umschulungskurs zum Maler, Anstreicher und Tapezierer, gab aber im Auswanderungsfragebogen der IKG seine „Vorliebe für Landwirtschaft“ an. Mit mehrmaliger Unterstützung der IKG konnte die Familie schließlich Anfang Dezember 1939 über Genua und Chile nach Bolivien fliehen. Es muss für seine Frau und den kleinen Sohn ein entsetzlicher Schock gewesen sein, als Richard nur knapp ein Jahr später, am 2. Februar 1940 mit nur 40 Jahren in La Paz verstarb. Da angenommen werden kann, dass sein so früher Tod eine Folge der Internierung in Dachau und der Belastung durch die Flucht war, ist er als Opfer der Shoah anzusehen und erhält mit seiner Mutter und seiner Schwester Emma einen Stein der Erinnerung. Wie ihr Schwager Egon kehrte auch Richards Witwe Olga mit ihrem Sohn aus der Emigration zurück. Bei dem am 18. Dezember 1949 im Zuge der Rückstellung geschlossenen Vergleich wurden sie wie auch die anderen Familienmitglieder von Dr. Egon Morgenstern vertreten, der mit seiner Familie 1947 aus Palästina/Erez Israel nach St. Pölten zurückgekommen war. Für das Haus in Kaumberg Nr. 32 erhielt sie von den Erben der Käufer 11.000 Schillinge, was dem ursprünglichen Schätzwert des Hauses entsprach. Der Vergleich zur Rückgabe des Hauses Färbergasse 3 an Clothilde Frischmanns Erben erfolgte am 31. März 1949. Dem Käufer wurden diverse Ausbesserungs- arbeiten in der Höhe von 5.500 Reichsmark angerechnet, außerdem war das Haus im April 1945 „durch Kriegseinwirkung“ beschädigt worden. Am 8. November 1949 wurden Arthur, Egon und der noch minderjährige Heinz in das Grundbuch geschrieben. Die überlebenden Söhne brachten auf dem Grabstein ihres Vaters Leopold Frischmann am Neuen jüdischen Friedhof St. Pöltens eine Inschrift an: „Zum Gedenken an unsere lb. [liebe] Mutter Klothilde Frischmann [...] und unsere lb. Geschwister Olga, Emma und Richard“. Nun ist die Erinnerung an sie auch inmitten der Stadt Wilhelmsburg gegenwärtig.
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