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Bemühen um Auswanderung

Entgegen der landläufigen Meinung, dass die meisten Juden den Ernst der Lage unterschätzt hätten, bemühten sich viele gleich nach dem „Anschluss“ um eine Ausreise. Artur Fantl-Brumlik aus Bischofstetten suchte bereits im Juni 1938 für sich, seine Frau Hilde und die Kinder Gertrude und Walter einen Bürgen in den USA. Diese verlangten nämlich ein Affidavit, eine Unterhaltsgarantie-Erklärung eines US-Bürgers, und setzte für das jeweilige Herkunftsland Einwanderungsquoten fest. Die Familie Fantl-Brumlik erhielt zwar schließlich das ersehnte Affidavit, bürokratische Schikanen der amerikanischen Botschaft verzögerten die Abreise aber derart, dass die Ausreise nicht mehr möglich war. Artur, Hilde und Gertrude Fantl-Brumlik kamen in Auschwitz um, nur Walter überlebte das KZ.


Postkarte von Frank Gruber an Artur Fantl-Brumlik aus New York, 2. Februar 1921
Postkarte von Frank Gruber an Artur Fantl-Brumlik aus New York, 2. Februar 1921
Brief von Frank Gruber an Artur Fantl-Brumlik vom 24. Juli 1939
Brief von Frank Gruber an Artur Fantl-Brumlik vom 24. Juli 1939
Entwurf eines Briefes von Artur Fantl-Brumlik an seinen Bürgen Solomon Klapp, 1. August 1939
Entwurf eines Briefes von Artur Fantl-Brumlik an seinen Bürgen Solomon Klapp, 1. August 1939
Zeugnis der Reichsbauernschaft für Artur Fantl-Brumlik, 22. Februar 1940
Zeugnis der Reichsbauernschaft für Artur Fantl-Brumlik, 22. Februar 1940
Entwurf eines Telegramms von Artur Fantl-Brumlik an Frank Gruber, vermutlich Ende 1940
Entwurf eines Telegramms von Artur Fantl-Brumlik an Frank Gruber, vermutlich Ende 1940


Juni 1938: Artur Fantl-Brumlik erinnert sich seines in die USA ausgewanderten nichtjüdischen Schulfreundes Frank Gruber, der ihm 1921 eine Karte aus New York geschrieben hatte, und bittet ihn um Vermittlung von Bürgen.

August 1938: Die Familie Fantl-Brumlik erhält vom amerikanischen Konsulat eine Vormerknummer, die Voraussetzung für den Erhalt einer endgültigen Quotennummer war.

Juli/August 1939: Frank Gruber teilt Artur Fantl-Brumlik die Adresse von Dr. L. Gorden und Salomon Klapp mit, die sich bereit erklärt hatten, die Bürgschaft zu übernehmen. In seinem Dankesbrief bittet Artur Fantl-Brumlik um ein Affidavit.

Jänner 1940: Der amerikanische Bürge Solomon Klapp beeidet, dass er willens und fähig ist, für den Unterhalt der Familie Fantl-Brumlik zu sorgen. Da die angekündigten Affidavits nicht angekommen sind, bittet Artur Fantl-Brumlik vermutlich beim Auswanderungsreferat der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien um Intervention.

Februar/März 1940: Für die Auswanderung benötigte man den Nachweis einer beruflichen Qualifikation. Die Reichsbauern­schaft Melk bestätigt Artur Fantl-Brumlik seine umfassenden Kennt­nisse in der Landwirtschaft. Daraufhin sucht er für sich und seine Familie um Reisepässe an, die am 27. März 1940 gültig für ein Jahr ausgestellt werden.

Mai 1940: Das amerikanische Konsulat lehnt die Bürgschaft eines Herrn Kleinman ab und fordert diverse zusätzliche Papiere. 

Vermutlich Ende 1940: Artur Fantl-Brumlik bittet um Buchung der lebensrettenden Schiffspassagen. Die Familie hatte inzwischen nach Wien 2 zwangsübersiedeln müssen, der Vater konnte beim Straßenbau, der Sohn für die IKG Wien arbeiten. Die legalen Grenzen waren inzwischen endgültig zu. Im Oktober 1942 wurde die ganze Familie nach Theresienstadt deportiert. Die Eltern und die Tochter wurden in Auschwitz ermordet, Sohn Walter überlebte.

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