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Das Massengrab für die 228 Opfer von Hofamt Priel

In einem Massengrab am jüdischen Friedhof St. Pölten ruhen die sterblichen Überreste von 228 ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern – Männer, Frauen und Kinder –, die in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 in Hofamt Priel bei Ybbs Persenbeug (NÖ) von SS-Männern erschossen wurden. Die Täter, die auch Hilfestellung von Einheimischen mit Ortskenntnissen erhalten haben müssen, konnten nie ausgeforscht und daher auch nicht verurteilt werden. 1964 wurden die Leichen auf den jüdischen Friedhof St. Pölten überführt und in einem Massengrab beerdigt. Der einfache Gedenkstein trägt die Inschrift: „Hier ruhen die sterblichen Überreste von 223 israelitischen Märtyrern des Jahres 1945“ mit hebräischer Übersetzung. Die Opferzahl stammt von einer Liste der damaligen Lagerbelegschaft, die Namen der Beerdigten sind auf dem Stein nicht verzeichnet.


Grabstein für die 228 Opfer des Massakers in Hofamt Priel
Grabstein für die 228 Opfer des Massakers in Hofamt Priel
Grabstein für die Opfer des Massakers in Hofamt Priel
Grabstein für die Opfer des Massakers in Hofamt Priel
Jakob und Elisheva Schwarcz bei der Steinsetzung
Jakob und Elisheva Schwarcz bei der Steinsetzung


Aus mehreren Listen und Dokumenten hat die ehemalige Mitarbeiterin des Injoest Eleonore Lappin-Eppel eine dem jetzigen Wissensstand entsprechende – wenn auch vermutlich nicht vollständige – Namenliste erstellt und 2006 veröffentlicht. Sie konnte 228 Opfer ausforschen, von einigen ist der Vorname nicht bekannt. Es gab neun Überlebende, darunter den damals elfjährigen Tibor (heute Jakob) Schwarcz. Seine Mutter und seine beiden Schwestern sind unter den Opfern. Seit vielen Jahren besucht Jakob Schwarcz, der seit 1950 in Israel lebt, das Grab und hinterlässt eine Namensliste und Gebetbücher.

Am 70. Jahrestag des Massakers, am 3. Mai 2015, erhielten nun die Ermordeten endlich einen Grabstein mit allen Namen. Die Steinsetzung fand mit über hundert Teilnehmenden in der Zeremonienhalle am jüdischen Friedhof St. Pölten, Karlstettener Straße 3, statt. Zwei der vier Kinder von Jakob Schwarcz sowie Enkel Ori sprachen persönliche Worte. Politiker, Sponsoren, Enkelin Na‘ama und zwei Nachkommen von Georg Forsthofer, der Tibor nach dem Massaker zwei Wochen lang versteckt hielt, sowie sonstige Unterstützer verlasen alle Namen der Opfer. Oberkantor Shmuel Barzilai sang das Totengebet El male rachamim („Gott voll Erbarmen“) und schließlich betete Jakob Schwarcz das Kaddisch.

2019 ehrte die Shoah-Gedenkstätte Yad Vashem Maria und Georg Forsthofer als „Gerechte unter den Völkern“.

Hier finden Sie einen kurzen Beitrag im ORF NÖ. 

Wir danken folgenden Institutionen und Personen für ihre Unterstützung:
Kulturabteilung des Landes Niederösterreich
Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus
Zukunftsfonds der Republik Österreich
Stadt St. Pölten
Jewish Welcome Service
Österreichisches Schwarzes Kreuz, Kriegsopferfürsorge
Franz Hinterhofer
Marcus Hufnagl

Entwurf des Grabsteins: Renate Stockreiter

 

Das Projekt Zwischenräume beachtet in seiner Arbeit ebenfalls das Massaker von Hofamt Priel und hat auf seiner Homepage weitere Informationen.

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