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Baugeschichte im Detail: Vom Plan zur Einweihung

Der Synagogenbau von St. Pölten zählte zu den bedeutendsten Sakralbauten seiner Zeit. Er wurde von Theodor Schreier gemeinsam mit seinem Kompagnon Viktor Postelberg geplant. Theodor Schreier wurde am 8. Dezember 1873 in Wien geboren und arbeitete von 1899 bis 1906 mit dem Wiener Architekten Ernst Lindner in einem Atelier. 1943 wurde Schreier nach Theresienstadt deportiert und starb dort nach dem 21. Mai.


Einladung zur Einweihung der neuen Synagoge am 13. August 1913
Einladung zur Einweihung der neuen Synagoge am 13. August 1913
Gleichenfeier für die neue Synagoge 1912 © Stadtarchiv St. Pölten
Gleichenfeier für die neue Synagoge 1912 © Stadtarchiv St. Pölten
Rohbau der Kuppel © Stadtarchiv St. Pölten
Rohbau der Kuppel © Stadtarchiv St. Pölten


Zur Finanzierung des Synagogenbaus führte der Kultusgemeindevorsteher Albert Leicht zwei Spendenaktionen durch: die Versendung von Ansichtskarten der neuen Synagoge und den Verkauf von Gebetbüchern. Insgesamt betrugen die Kosten für den Neubau samt Inneneinrichtung 141.390 Kronen. Mehr als die Hälfte dieser Summe wurde durch private Spenden aufgebracht. Auf dem Toraschrein prangt eine goldene, auf Deutsch in hebräischen Buchstaben verfasste Inschrift: „Gespendet vom Frauenverein St. Pölten“. Das Ehepaar Siegfried und Bertha Schwarz spendete für ein buntverglastes Fenster in Form eines Davidsterns 160 Kronen. Wie alle anderen prächtigen farbigen Synagogenfenster ist es nicht mehr erhalten.

Im April 1912 beantragte Rabbiner Schächter, dass entsprechend den religiösen Vorschriften an den jüdischen Feiertagen nicht am Bau der Synagoge gearbeitet werde. In einer Abstimmung entschied sich die IKG einstimmig gegen Bauarbeiten an Samstagen und Feiertagen, obwohl daraus erhebliche Mehrkosten entstanden. Am 20. Juni 1912 begann die Bautätigkeit.

Als Ausdruck der Verehrung für Kaiser Franz Josef I. – man überlegte sogar die Aufstellung einer Kaiserbüste im Vorraum der Synagoge – fand die Eröffnung am Vorabend des Kaisergeburtstags statt. Die musikalische Gestaltung übernahmen neben dem St. Pöltner Kantor Philipp Wolf Rabinowitsch der Oberkantor der IKG Wien, Don Fuchs, und der Chor der Wiener sefardischen Gemeinde. Zum Abschluss wurde selbstverständlich die Kaiserhymne gesungen.

Bei der feierlichen Eröffnung waren zahlreiche geistliche und weltliche Würdenträger anwesend. Vertreter der katholischen Kirche blieben jedoch fern, und die stark katholisch orientierte und antisemitische „St. Pöltner Zeitung“ erwähnte das Ereignis nicht.

Im Juni 1923 verschönerte die Gemeinde den Innenraum durch einen prächtigen Art Deco-Luster.