„Abgemeldet“
Die Zwangsumsiedlung St. Pöltner Juden und Jüdinnen in die Sammelwohnungen in Wien 1938–1942
Sparkling Science Projekt (2015–2016)
Die Delogierung und Zwangsumsiedlung in sogenannte Sammelwohnungen am Wohnort und in Wien werden in den Selbstzeugnissen der 1938–1942 aus Niederösterreich vertriebenen Jüdinnen und Juden kaum erwähnt. Weder die Betroffenen selbst noch die zur Shoah forschenden Historiker/innen maßen dieser ersten Vertreibung große Bedeutung zu; zu sehr wurde sie von den nachfolgenden traumatischen Ereignissen überschattet. Das vorliegende Projekt untersuchte daher erstmals anhand von bisher unausgewertetem Archivmaterial und lebensgeschichtlichen Quellen die behördliche Abwicklung einerseits und die Auswirkungen auf die Betroffenen andererseits.
Im ersten Teilprojekt forschten zwei 7. Klassen zweier St. Pöltner Realgymnasien (ca. 50 Schüler/innen) zur Familiengeschichte und sozialen Lage der Jüdinnen und Juden ihrer Heimatstadt vor 1938 und zu deren Lebensrealität in den Sammelwohnungen. Basierend auf der eigenen Reflexion, was Wohnen und zu Hause Sein bedeutet, diskutierten die Jugendlichen die Informationen zur Zwangsumsiedlung in den jüdischen Selbstzeugnissen. Wolfgang Gasser dokumentierte ihren Erkenntnisprozess. Im zweiten Teilprojekt erforschte Philipp Mettauer sowohl die Organisation und Durchführung der Zwangsumsiedlung durch die NS-Behörden als auch Anzahl, Lage, Größe und Ausstattung der Sammelwohnungen in Wien sowie die Lebensrealitäten und Handlungsspielräume ihrer Bewohner/innen. Zur Rekonstruktion der Lebensbedingungen und sozialen Netzwerke der aus St. Pölten Umgesiedelten zog er die Forschungsergebnisse der Schüler/innen heran. Zudem konnten einige Jugendliche freiwillig ein Nachkommentreffen der St. Pöltner Juden und Jüdinnen mit organisieren.
Projektleiterin:
Mitarbeiter/innen:
Kooperationspartner:
BG/BRG St. Pölten Josefstraße
BRG/BORG St. Pölten, Schulring
Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus
Niederösterreichisches Landesarchiv (NÖLA)
Dieses Projekt hat ein Top Citizen Science-Erweiterungsprojekt.
„Unsere vertriebenen Nachbarn: Juden im niederösterreichischen Zentralraum – Forschung und Erinnerungskultur“, ein Projekt des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs, wird Bürgerinnen und Bürger in Niederösterreich einladen, in ihren Archiven nach Erinnerungen wie Objekten, Fotos, Dokumenten und Briefen zu suchen. Ziel ist es, mehr über das christlich-jüdische Zusammenleben, über Aspekte wie Freundschaft, Schule, Berufs- und Alltagsleben vor, während und nach dem Krieg zu erfahren. Weitere Informationen