Deportation und Vernichtung
Oft ist der Eintrag auf einer Deportationsliste das letzte Zeugnis vom Schicksal eines Menschen. Über sein Leiden und Sterben im Ghetto oder Lager gibt es nur selten konkrete Nachrichten. Der Großteil der österreichischen Jüdinnen und Juden wurde zwischen Frühjahr 1941 und Herbst 1942 deportiert. Die Transporte vom Herbst 1939 nach Nisko am San und des Jahres 1944 nach Theresienstadt und Auschwitz markieren Anfang und Ende der Ermordung von 422 St. Pöltner Jüdinnen und Juden.
Haft im KZ-Lager
„Die Ankunft in Auschwitz-Birkenau war ein Schock, von dem wir uns lange nicht erholten. Die tägliche Routine war verheerend, mit stundenlangen Appellen, Abzählen, Strafestehen. Nach ungefähr einer Woche wurden Transporte zusammengestellt, nach gewissen Berufen eingeteilt, Tischler, Schlosser, Schweisser, Metallarbeiter – so wurde ich mit einer Gruppe von diesen Facharbeitern in das K.Z. Gleiwitz I transportiert, wo wir sofort zur Ausbesserungsarbeit an Frachtwaggons, von Bombenangriffen beschädigt, eingesetzt wurden. Rückblickend auf die ersten Tage in einem solchen »Arbeitslager«, geleitet von zwei bestialischen und heimtückischen SS Leuten – da war viel Verzweiflung, viel Schläge, besonders für die, die sich nicht sofort so gut zu schwerer körperlicher Arbeit anstellen konnten. Die waren nur da, uns zu demütigen, uns herabzusetzen, zu schinden und schikanieren. So manche brachen zusammen, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch fertiggemacht.“ (Ernst Wulkan)