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Religionslehrer 

Der Religionslehrer (Melamed) unterrichtet jüdische Kinder – in traditionellen Gemeinden nur Knaben – in Hebräisch, Bibel, rabbinischer Literatur, jüdischem Recht und jüdischer Geschichte. In der Kultusgemeinde St. Pölten erfolgte der Unterricht an den öffentlichen Schulen und wurde vom Rabbiner beaufsichtigt.

Außer Philipp Wilhelm Rabinowitsch beschäftigte die IKG vor dem Ersten Weltkrieg Wilhelm Brust in Neulengbach und Josef Löwinger in Herzogenburg bzw. Wilhelmsburg. Dr. Schächter hatte in seiner Eigenschaft als Rabbiner den Religionsunterricht zu inspizieren. Ein von ihm im Jahre 1907 verfasster Bericht vermittelt einen guten Einblick in die Verhältnisse:

„Pöchlarn wurde am 19. Juni inspiziert. Im Ganzen werden dort 6 Kinder unterrichtet. Der Unterrichtsbesuch war in diesem Jahre reger, der Erfolg daher entsprechend besser. […] Loosdorf wurde an demselben Tage inspiziert. Dort genießen 5 Kinder den Unterricht, alle mit gutem Erfolg. […] Wilhelmsburg wurde am 20. Juni inspiziert. Anwesend war Herr Minjan-Vereins-Vorsteher Spitz. Im ganzen Bezirke sind 17 schulpflichtige Kinder. Gefehlt haben bei der Prüfung 3, davon 2 unentschuldigt. Der Gesamterfolg war recht gut. Herzogenburg wird an demselben Tage inspiziert. Dort genießen 4 Kinder den Unterricht, und zwar mit sehr gutem Erfolge. […] Neulengbach wurde am 23. Juni inspiziert. Dort werden ebenfalls nur 4 Kinder unterrichtet, aber mit ganz ausgezeichnetem Erfolge. In Neulengbach die Kinder zu prüfen, ist für mich ein Genuß. Bedauerlicherweise war bei der Prüfung keiner aus dem ganzen Bezirke anwesend. Ein noch nicht ganz 8 Jahre alter Knabe übersetzt vorzüglich Pentateuch und betet geläufig wie ein erwachsener guter Jude. Auch bei den anderen Kindern ist das Resultat ein gleiches. Gleichwie im Vorjahr beantrage ich auch diesmal, dem Religionslehrer Brust für seinen Eifer und seine Gewissenhaftigkeit die Anerkennung des Kultusvorstandes auszudrücken und ihm eine kleine Gratifikation zu senden. […]“

In einem weiteren Inspektionsbericht aus dem Jahr 1910 wurde dem Neulengbacher Religionslehrer Wilhelm Brust wieder höchstes Lob ausgesprochen und auch die 17 Wilhelmsburger Kinder bereiteten Dr. Schächter diesmal bei „der Prüfung eine wahre Freude.“ Er schlug vor, dem dortigen Religionslehrer Josef Löwinger “zumindest die Anerkennung zum Ausdrucke zu bringen.“